„Digitale Souveränität bedeutet, dass Menschen, Gruppen, Unternehmen oder Staaten selbst darüber bestimmen können, wie sie digitale Technologien nutzen. Für Unternehmen und Staaten geht es darum, kritische Infrastrukturen möglichst unabhängig und sicher zu betreiben. Für Privatpersonen heißt das: bewusst entscheiden, welche Apps man nutzt, welche Daten man teilt und wie man die eigene Privatsphäre schützt. Ganz allgemein geht es darum, sich in digitalen Räumen zu bewegen, ohne in zu starke Abhängigkeiten zu geraten. Dieser Anspruch ist weder einfach zu erfassen noch leicht einzulösen.“
(aus Interview mit Dr. Harald Gapski, Grimme-Institut)
Die Digitalisierung der Gesellschaft schreitet voran und ein Großteil der Menschen nutzt tagtäglich digitale Medien – privat und beruflich und auch immer mehr in Verwaltungsangelegenheiten. Um bewusste Entscheidungen treffen zu können, was man nutzt und in welchem Umfang, ist eine gute Aufklärung mithilfe seriöser Informationsquellen grundlegend.

In diesem – stetig wachsenden – Beitrag sammeln wir (Hintergrund-)Informationen zum Thema „Digitale Souveränität“ sowie Hinweise zu Projekten, Initiativen, Publikationen, Veranstaltungen und Expertinnen und Experten, die wir in diesem Kontext für besonders empfehlenswert halten.
Allgemein
„Glossar zur digitalen Selbstbestimmung“: Relevante Begriffe – von „AI Literacy“ bis „Zensur“, erklärt aus medienwissenschaftlicher, -pädagogischer, -rechtlicher und -ökonomischer Perspektive mit Hinweisen auf passende Bildungsprojekte. Das Online-Glossar ist ein Work-in-Progress und wird stetig um neue Einträge erweitert.
„Digitale Souveränität“ ist ein umfangreicher und multimedial aufbereiteter Artikel aus der Reihe „fundamentals“ des Weizenbaum-Instituts, der „einen aktuellen, grundlegenden und kritischen Überblick über den Stand der Forschung“ zu diesem Begriff bietet.
„Vier Forderungen für eine digital-souveräne Gesellschaft“ ist ein Dokument, publiziert zur damaligen Bundestagswahl 2021, in dem sich zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen für „eine offene und gemeinwohlorientierte digitale Infrastruktur und freien Zugang zu Wissen einsetzen“.
LobbyControl setzt sich für Transparenz, demokratische Beteiligung und Beschränkungen bei der Einflussnahme auf Politik und Öffentlichkeit ein, auch im Themenbereich der Digitalkonzerne.
Deutsche und europäische Technologie-Initiativen
Der Bericht „EuroStack – A European Alternative for Digital Sovereignty“ stellt eine neue Initiative zur Stärkung digitaler Souveränität in Europa vor. Unternehmen, Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger und die Zivilgesellschaft zeigen auf, wie die digitale Unabhängigkeit Europas durch die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie, die Förderung von Innovation und den Aufbau widerstandsfähiger, souveräner Infrastrukturen gestärkt werden kann. Der Bericht: Bria, F., Timmers, P., & Gernone, F. (2025). EuroStack – A European Alternative for Digital Sovereignty.
Gaia-X ist eine 2019 gestartete Initiative zum Aufbau einer souveränen, sicheren und interoperable Dateninfrastruktur für Europa. Ein weiteres aktuelles Beispiel für die Einwicklung einer Open‑Source‑Cloud ist die europäische 8ra-Initiative.
Digitale Souveränität: Die Informationsseite des Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik einschließlich eines Verweis auf das Zentrum für digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung.
New_Public versteht sich als Inkubator für öffentliche Räume. Dieser beruht auf einer internationalen Partnerschaft zwischen sechs öffentlich-rechtlichen Medienorganisationen und dient der Entwicklung von Prototypen für digitale Gesprächsräume, die ein gesundes Forum für Verbindungen bieten und das Engagement im bürgerlichen Diskurs erhöhen sollen.
Die Initiative „Save Social“ will den Einfluss großer Technologie-Konzerne aus den USA und China begrenzen und warnt in einem gemeinsamen Aufruf davor, dass die wachsende Dominanz einiger weniger Plattformen zu einer Konzentration von Meinungsmacht führe, die die Demokratie gefährde. Daher müssten alternative Netzwerke und Angebote wie etwa die Plattform Mastodon gestärkt werden. Zu den Unterstützern der Initiative gehören etwa die Autoren Uwe Timm und Marc-Uwe Kling, der Musiker Jan Delay, die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin, die Umweltschutzorganisation Greenpeace sowie der Deutsche Journalisten-Verband.
In der Bildung
Dossier „Digitale Souveränität“ des Hochschulforum Digitalisierung.
Auswahl von Projekten
A-DigiKomp: Digitale Kompetenz und Souveränität Adoleszenter durch Micro Games adaptiv fördern. (RWTH Aachen)
Digitale Souveränität Jugendlicher (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
DigS-Gov: Die öffentliche Verwaltung als Förderer digitaler Souveränität. (Joint eGov and Open Data Innovation Lab (JIL))
ePA-Coach: Digitale Souveränität im Spiegel der elektronischen Patientenakte. (Berliner Hochschule für Technik (BHT))
InviDas: Interaktive, visuelle Datenräume zur souveränen, datenschutzrechtlichen Entscheidungsfindung. (Gesellschaft für Informatik e.V. (GI))
Auswahl von Publikationen
Christakis, Theodore (2020): „European Digital Sovereignty“. Successfully Navigating Between the „Brussels Effect“ and Europe’s Quest for Strategic Autonomy (2020)
Couture, Stephane/Toupin, Sophie (2019): What does the notion of „sovereignty“ mean when referring to the digital?, new media & society, Vol. 21(10), S. 2305-2322
Gesellschaft für Informatik (2020). Arbeitspapier Schlüsselaspekte digitaler Souveränität
Glasze, Georg, Eva Odzuck und Ronal Staples (Hg.): Was heißt digitale Souveränität? Bielefeld: Transcript 2022
Goldacker, Gabriele (2017): Digitale Souveränität, Studie hrsg. von der Fraunhofer Gesellschaft, Berlin.
Martin, Andree/Thomsen, Timo (2020): Atlas der digitalen Welt. Weinheim: Campus Verlag
Mukku, Sreekanth: Navigating Digital Sovereignty in the Era of Great Power Rivalry. In search of sovereign digital foundations for the Global South.
Packard S.; Peifer, K.-N.; Münster, J.; Gapski, H. (Hrsg.) (2024): Schwerpunktthema: Digitale Souveränität. UFITA Archiv für Medienrecht und Medienwissenschaft 88 (1). Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH.
Pohle, Julia/Thiel, Thorsten (2020), Digital sovereignty (PDF)
Ruohonen, Jukka (2021), The Treachery of Images in the Digital Sovereignty Debate (PDF)
Sachverständigenrat für Verbraucherfragen (2017). Digitale Souveränität. Berlin, Gutachten des Sachverständigenrats für Verbraucherfragen.
Samdub, Mila T (2025): „Digital public infrastructure at a turning point“ – from definitions to motivations. Open Future, Creative Commons Attribution License.
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (Hg.): Digitale Souveränität und Bildung. Gutachten. Münster : Waxmann 2018, 290 S. – URN: urn:nbn:de:0111-pedocs-165698
Werkschau des Instituts:
Grimme-Forschungskolleg an der Universität zu Köln: Bildung für eine digitale Souveränität (2020) – und Streit um digitale Souveränität (2023)