Viele TV- und Radiosender richten sich mittlerweile gezielt mit Sendungen und Übersetzungen an Flüchtlinge, um diesen ihre Programme und verschiedene Hilfsangebote auch in anderen Sprachen zugänglich zu machen.
Im Magazin „Marhaba – Ankommen in Deutschland“ (n-tv) erklärt Moderator Constantin Schreiber seinen Zuschauer(inne)n Deutschland und das auf Arabisch, mit deutschen Untertiteln. Auch Themen wie Fremden- und Islamfeindlichkeit werden hier angesprochen. Eine deutsch-arabische Talkshow wurde mittlerweile ebenfalls umgesetzt. Für ihr Angebot wurde Constantin Schreiber im Wettbewerb Information und Kultur 2016 mit einem Grimme Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es:
„Ohne moralischen Überlegenheitssound, aber auch ohne gefühlsduselige Sozialromantik erklärt Constantin Schreiber in klarem Arabisch unsere Werte, Gesetze und Regeln des Miteinanders, während andere ‚wurzeldeutsche‘ Moderatoren gerne schon einmal an ihrer Muttersprache scheitern.“
Constantin Schreiber im Gespräch mit dem Grimme Lab
Am Rande der Preisverleihung am 8. April 2016 in Marl sprach Constantin Schreiber mit dem Grimme Lab über die Entstehungsgeschichte von Marhaba. Im Interview berichtet er außerdem von den tausenden Zuschriften, in denen sich Geflüchtete mit ihren Fragen an ihn wenden, aber auch von den Hasskommentaren gegen sein Angebot und seine Person. Ab Januar 2017 wird Constantin Schreiber für die ARD u. a. die Tagesschau-Ausgaben am Vormittag und am Wochenende präsentieren.
Der WDR bietet mit WDR for you Informationen, Berichte und Unterhaltung für Flüchtlinge in Arabisch, Persisch, Deutsch und Englisch an. Angeboten werden sie genau dort, wo sie ihre Zielgruppe am besten erreichen: Im Netz. Die Angebote sind online verfügbar, auf Youtube und werden auch auf Facebook geteilt. WDR for you organisiert und streamt auch regelmäßig Veranstaltungen, z. B. ein Interview in dem sich Bundesinnenminister Thomas De Maizière den Fragen von Geflüchteten zu ihrem Status und ihren Möglichkeiten in Deutschland stellt. Mit diesem Event wurde das einjährige Jubiläum des Angebots gefeiert. Hier geht’s zur Aufzeichnung der Live-Sendung.
Das ZDF bietet einige seiner aktuellen Sendungen wie „Heute“ und „Logo“ nun auch mit englischen und arabischen Untertiteln an. Zugänglich ist das Angebot über eine für mobile Geräte optimierte Seite.
Für die Angebote des Guide for Refugees steckte die ARD aber auch Kritik ein, so für den absurden Hinweis, dass Preise im Supermarkt nicht heruntergehandelt werden. Auch andere Vorstöße, wie Forderungen nach einem „Integrationsführerschein“ oder „Benimmregeln“ für Flüchtlinge, wurden in der Öffentlichkeit als herablassend und ausgrenzend kritisiert.
Im Rahmen der Website “Guide for Refugees” stellt die ARD gemeinsam mit der Deutschen Welle Informationen und Nachrichten für Flüchtlinge in deutscher, englischer und arabischer Sprache bereit, um sie über relevante Ereignisse auf dem Laufenden zu halten und sie bei der Orientierung in Deutschland zu unterstützen. Der Bayrische Rundfunk steuert zum Beispiel „How To“ Videos zu den wichtigsten Alltagssituationen zu Beginn des Lebens in einem neuen Land zusammen. Moderator Henry erklärt etwa, wie man in Deutschland ein Bankkonto eröffnet oder welche Schritte notwendig sind, um sich an einer Universität einzuschreiben.
Für Kinder gibt es die Sendung mit der Maus nun auch „international“. Beliebte Lach- und Sachgeschichten wurden auf Englisch, Französisch, Arabisch, Dari und Kurdisch übersetzt und stehen online zur Verfügung. Für Kinder gibt es auf den Seiten der ARD außerdem Angebote zum Deutschlernen, zum Beispiel mit dem sprechenden Bilderwörterbuch.
Eine eigene, wochentägliche Refugee-Radio-Sendung auf Englisch und Arabisch bietet Cosmo (ehemals Funkhaus Europa). Die Beiträge beschäftigen sich mit aktueller Politik und Informationen für Flüchtlinge. Die Nachrichten können auch als Transkripte heruntergeladen und weitergereicht werden.
Aktuelle Nachrichten und die Möglichkeit Deutsch zu trainieren bieten die langsam gesprochenen Nachrichten der Deutschen Welle.
Flüchtlinge machen aber auch selbst Radio. Larry Macaulay, Chefredakteur des Refugee Radio Network, floh aus Libyen über Lampedusa nach Deutschland und gründete 2014 das Webradio-Angebot, das komplett von Flüchtlingen organisiert und produziert wird. Es richtet sich an Flüchtlinge in Europa, im Nahen Osten und in Afrika, aber auch an Deutsche; und das als ständiger Livestream im Netz. Gesendet werden vorwiegend englischsprachige Beiträge über Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik sowie afrikanische und arabische Musik. Partner des Radios sind unter anderem der Bayerische Rundfunk und das Freie Sender Kombinat Hamburger (FSK).
Veröffentlicht: Februar 2016
Zuletzt aktualisiert: Januar 2017
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